Frau von Stein, lebt allein
in der Momsengasse acht
Gottergeben, in ihr Leben
hat sie es so weit gebracht
Oft blickt sie prüfend aus dem Fenster
Betrachtet draussen die Gespenster
und streichelt ihren Siamesen
Das Tier macht davon wenig Wesen
Sie lauscht versonnen nach den Tönen
die vom Plafond nach unten drönen
und greift dann manchmal auch zum Besen
und klopft und klopft zum abgewöhnen
Und spät, bei geisterhaftem Lichte
liest sie die biblische Geschichte
Ein Taschentuch, ein Monogramm
Sie spürt den feinen Federn nach
und hält den Rücken immer stramm
Und nachts liegt sie mit Fassung wach
Frau von Stein ist nicht bös'
war nur immer sehr nervös
Gottergeben in ihr Leben
hat sie es soweit gebracht
Früh sieht man sie mit kleinen Schritten
zum Krämer geh'n um Schwarzbrotschnitten
und etwas Milch für ihren Kater
Dann steht sie beim Marronibrater
und ist gerührt und kann's nicht finden
Hier war sie oft mit ihren Kindern
Sie mochte nie zuviel Gedränge
Die Enkel schufen noch mehr Enge
Drum sind Kontakte eingeschlafen
Es gibt ja auch noch Fotografen
Da steht das Bild beim Filigran
Sie schaut es ab und zu mal an
Ein Kind, ein Kind und noch ein Kind
die ihr noch nicht mal ähnlich sind
Frau von Stein, lebt allein
in der Momsengasse acht
Gottergeben in ihr Leben
hat sie es so weit gebracht
Frau von Stein, ist nicht bös'
war nur immer sehr nervös
Gottergeben in ihr Leben
hat sie es so weit gebracht
